Wenn es um Mode für Senioren geht, wird sich gern gehässig geäußert: „Modisch“ scheint das genaue Gegenteil einer gewissen Altersgruppe zu sein – „Hipp“ sind nur Jugendliche und Junggebliebene gekleidet. Wie falsch diese Annahme sein kann, zeigt dieser Artikel.
Brauchen Senioren eine spezielle Mode?
Natürlich ist die Sache viel komplizierter: Die Kleidung vieler älterer Menschen wirkt hin und wieder aus der Zeit gefallen, nicht etwa weil Senioren ab einem gewissen Punkt in ihrem Leben plötzlich andere Mode kaufen, sondern weil sie die Kleidung an ihre Lebensumstände anpassen. Nicht jeder kann ein Leben lang Klamotten tragen, bei denen das äußere Erscheinungsbild ausschlaggebend ist. Ein Grund dafür, dass Seniorenkleidung oftmals als unmodisch wahrgenommen wird ist, dass viele Hersteller gar keine eigene Produktlinie für Senioren haben – Seniorenkleidung ist bei ihnen gleichbleibend mit Funktionskleidung.
Das muss aber nicht sein, denn in Sachen Mode können Senioren durchaus auf alterslose Kleidung setzen. Bestimmte Stile werden nie alt, erleben hin und wieder gar eine Renaissance. Senioren sollten darauf achten, dass sie trotz besonderer Bedürfnisse bei der Kleidung nicht auf reine Funktionstextilien zurückgreifen. Diese mögen zwar praktisch sein, sehen aber oftmals nicht sonderlich schön aus. Bereits eine andere Farbe kann einen großen Unterschied machen. Oder ein anderer Schnitt: Weil sich viele Senioren in körperbetont geschnittener Mode unwohl fühlen, gehen sie an solcherlei Kleidungsstücken oftmals einfach vorbei. Es gibt aber keinen Grund, seinen Körper im Alter zu verstecken.
Bin ich zu alt für so etwas?
Wenn Senioren einmal anfangen, mit einem geminderten Selbstbewusstsein auf rein funktionale Kleidung zurückzugreifen, entwickelt sich eine Teufelsspirale, aus der sie nur noch schlecht ausbrechen können: Sobald sie ihren Körper nicht mehr als etwas betrachten, das einer bestimmten Aufmerksamkeit bedarf, wirkt das zurück auf das Selbstbewusstsein. Aus „Ich trage so etwas nicht“ wird „Ich kann so etwas nicht mehr tragen“. Schon bald vergleicht man sich als Senior mit anderen Menschen in seiner „Altersklasse“ und stellt fest: Die laufen alle so herum wie ich, meine Entscheidung war richtig. Das stimmt aber nicht!
Natürlich: Es erfordert Mut, sich auch im Alter noch für neue Stile zu interessieren, neue Mode auszuprobieren und damit immer auch Gefahr zu laufen, einmal daneben zu greifen. Aber sich im Alter vollständig von modischer Kleidung zu verabschieden, mindert die Lebensqualität. Es macht mehr Freude die Familienangehörigen, Freunde und Bekannten zu treffen oder rauszugehen, wenn man sich in seiner Kleidung auch wirklich wohl fühlt. Dieses Gefühl sollte keinem Menschen unzugänglich bleiben. Auch im Alter heißt es daher: Trag, was du willst, aber trag es mit Stolz!