Ganz gleich ob der Partner, ein Kind oder ein Elternteil zu pflegen ist, die eine Frage stellen sich Angehörige immer wieder: Schaffe ich das zu Hause oder muss ich den geliebten Menschen in ein Pflegeheim oder in eine Pflegeeinrichtung geben? Natürlich ist die Antwort zuerst einmal von der individuellen Pflegebedürftigkeit abhängig. Fällt die Entscheidung auf die Pflege zu Hause, gibt es eine Menge Punkte, die zu organisieren, planen und zu besorgen sind. Aus langjähriger Erfahrung haben wir ein paar Tipps für Sie zusammengestellt, um Ihnen den Start zu vereinfachen.
Was ändert sich mit einem Pflegebedürftigen Menschen zu Hause?
Einen Pflegefall zu Hause zu betreuen, bedeutet nicht nur für den zu Pflegenden eine große Veränderung im Leben, sondern auch für sein Umfeld. Tagesabläufe müssen neu strukturiert, Pflegedienst bzw. Tages-/Nachtpflege müssen koordiniert werden und das Privatleben wird hintenangestellt. Besonders oft entsteht eine finanzielle Mehrbelastung. Der Gesetzgeber hat hier jedoch Maßnahmen gestaltet, um die Pflegenden zu unterstützen. So gibt es eine Reihe von Geldern, die Sie entlasten und die Häusliche Pflege so oft erst ermöglichen.
Ein Pflegegrad unterstützt
Muss ein Mensch gepflegt werden, so hat dieser in der Regel Anspruch auf einen Pflegegrad. Bei den Pflegegraden geht es vor allem darum, die Selbstständigkeit und die eigenen Fähigkeiten zu unterstützen oder mit Mitteln zu fördern. Wo kommt jemand alleine zurecht, wobei braucht er Hilfe? Mithilfe der Pflegegrade können die Kassen sich ein genaues Bild über die Pflegebedürftigkeit beschaffen. Insgesamt gibt es fünf Pflegegrade. Der erste Grad bedeutet, dass die Person nur wenig eingeschränkt ist. Pflegegrad #5 bedeutet: Die Person ist sehr schwer beeinträchtigt.
Es gibt also nicht einen fixen Pflegegrad für eine bestimmte Erkrankung, wie eine Demenzerkrankung oder Parkinson. Der Pflegegrad ist abhängig davon, welche körperlichen, psychischen oder geistigen Einschränkungen jemand hat und wie ausgeprägt diese sind. Außerdem muss absehbar sein, dass die Person auch auf Dauer eingeschränkt ist – mindestens für ein halbes Jahr.
Ein Pflegegrad beantragen
Wenden Sie sich an die Pflegekasse Ihres Angehörigen. Diese ist an die Krankenkasse angegliedert. Ein formloses Schreiben genügt aus, welches der Versicherte unterschreiben muss. Bei manchen Kassen können Sie den Antrag auch telefonisch oder über deren Website ganz einfach anfordern. Die Pflegekasse schickt Ihnen dann ein Antragsformular zu. Füllen Sie dies am besten zusammen mit einem Experten (z.B. eines Pflegestützpunktes) aus, der die vielen Fachausdrücke kennt und erklärt. Schicken Sie das Formular, üblicherweise unterschrieben vom Versicherten, an die Pflegekasse zurück. Die Pflegekasse leitet dann alle weiteren Schritte für Sie und Ihren Antrag ein. Auch bei Rückfragen der Kasse kann Sie ein Experte am besten unterstützen.
Welche Leistungen gibt es noch
Neben Geld-Leistungen unterstützt die Pflegekasse zusätzlich auch mit technischen Pflegehilfsmitteln wie z.B. Geräten, die für die Pflege notwendig sind. Darüber hinaus auch mit Hilfsmitteln, welche Beschwerden lindern oder die Selbstständigkeit erhalten. Dazu zählen Aufstehhilfen, Duschhocker, Anziehhilfen für Kompressionsstrümpfe, Besteckhalter oder auch Rollstühle.
Hilfsmittel zum Verbrauch stehen den zu Pflegenden ebenfalls zu. Hierbei handelt es sich um Hilfsmittel, die für die Pflege notwendig sind, und nach der Nutzung „verbraucht“ sind. Dazu gehören zum Beispiel Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel, Einmal-Betteinlagen, Schürzen, Mundschutz u.v.m.. Diese Hilfsmittel bekommen Sie auf Bestellung ganz bequem nach Hause geliefert, damit auch für die Entlastung des Pflegenden gesorgt ist. Entsprechende Angebote können Sie z.B. online recherchieren.
Sind Umbauten im Haus notwendig, damit z.B. das Bad im oberen Stockwerk dank eines Treppenliftes wieder erreicht werden kann, so gewährt die Pflegekasse einen Zuschuss von bis zu 4.000€! Beratung für ein individuelles Angebot erhalten Sie durch die Anbieter direkt.
Experten helfen
Das Pflegen von Angehörigen ist eine große Aufgabe für eine „Nicht“-Fachkraft. Haben Sie keine Hemmungen, sich an Experten zu wenden. Die Pflegekassen, unabhängige Pflegeberater, Ihr Hausarzt oder häusliche Pflegedienste helfen Ihnen bei allen Fragen rund um die Pflege zu Hause oder der Beantragung von z.B. Pflegehilfsmitteln.
Achten Sie auf sich selbst
Die Pflege eines Angehörigen ist nicht einfach und wird Ihnen physisch wie psychisch einiges abverlangen. Das ist ganz normal, denn letztendlich sind die wenigsten Angehörigen auf die Pflege zu Hause vorbereitet. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, um Energie zu tanken. Nutzen Sie die gesetzlichen Unterstützungsleistungen, um finanziell den „Kopf frei zu kriegen“ und nehmen Sie Annehmlichkeiten, wie z.B. die kostenlose Lieferung von Pflegemitteln, in Anspruch.